Das Zündsystem steht im Zentrum des Verbrennungsmotors und erzeugt den Funken, der das Luft-Kraftstoff-Gemisch entzündet. In den letzten rund 115 Jahren hat sich die Zündtechnik von einfachen mechanischen Kontakten zu hochentwickelten elektronischen Verteilern entwickelt – mit höherer Zuverlässigkeit, Präzision und Wartungsfreundlichkeit. Dieser Fortschritt spiegelt sowohl den technischen Fortschritt als auch die Kreativität der Enthusiasten wider, die klassische Fahrzeuge am Leben erhalten.
Kettering und der mechanische Verteiler
Der Aufstieg der elektronischen Zündung
In den 1960er-Jahren suchten Automobilhersteller nach Möglichkeiten, den Wartungsaufwand zu verringern und die Zündstabilität zu verbessern. Transistorisierte Zündsysteme ersetzten die mechanischen Kontakte durch Halbleiterschalter, während Kondensatorentladungszündungen (CDI) Energie in einem Kondensator speicherten und sie in kurzen, intensiven Impulsen freisetzten. Diese Innovationen markierten den Beginn der elektronischen Ära – mit stärkeren, zuverlässigeren Funken und deutlich weniger Wartungsbedarf.
In den 1970er-Jahren verschwanden bewegliche Kontakte schließlich ganz. Magnetische Sensoren oder Hall-Sensoren erkannten die Position der Kurbel- oder Nockenwelle, und elektronische Steuergeräte regelten den Zündzeitpunkt präzise. Das Ergebnis: mehr Genauigkeit, bessere Leistung und geringerer Verschleiß – auch wenn die frühen Systeme oft externe Module benötigten, die das klassische Erscheinungsbild des Motors verändern konnten.
Niederländische Innovation: 2CV und 123ignition
Um die Jahrtausendwende entwickelten die niederländischen Ingenieure Albert und Ron (von Albertronic) einen vollständig elektronischen Verteiler für den Citroën 2CV, der moderne Präzision mit der traditionellen Verteilerbauweise kombinierte.
Prototypen wurden gemeinsam mit Mitgliedern des 2CV-Clubs ’t Eendeëi in Rotterdam getestet. Unter ihnen war Leen (heute Inhaber von 123ignitionshop), der während der Entwicklung Feedback gab und später vorschlug, die Technologie auch für andere klassische Fahrzeuge anzupassen.
Moderne elektronische Verteiler
123ignition behält das traditionelle Verteilergehäuse bei, integriert jedoch mikroprozessorgesteuerte Elektronik. Wichtige Merkmale sind:
- Zündzeitpunktsteuerung mit Mikrosekunden-Präzision, automatisch angepasst an Drehzahl und Last.
- Vollständig integrierte Elektronik – keine externen Steuergeräte erforderlich.
- Programmierbare Zündkurven und bei einigen Modellen Bluetooth-Konnektivität zur Überwachung und Anpassung.
Das Ergebnis ist ein System, das das klassische Aussehen beibehält, aber die Zuverlässigkeit und Leistung moderner Technik bietet. Für klassische Motoren bedeutet dies: ruhigerer Lauf, leichteres Starten und weniger Wartung.
Historische Bedeutung
Die Entwicklung von Ketterings mechanischen Kontakten über transistorisierte und CDI-Systeme bis hin zu voll elektronischen Verteilern steht für mehr als ein Jahrhundert technischer Evolution. Jeder Schritt löste die Schwächen des vorherigen Systems und brachte Verbesserungen in Zuverlässigkeit, Timinggenauigkeit und Haltbarkeit.
Für Liebhaber klassischer Fahrzeuge bedeutet das, dass ihre Motoren zuverlässig und präzise laufen können, ohne den historischen Charakter zu verlieren. Der Funke, der mit Ketterings Erfindung begann, lebt weiter – nun verstärkt durch moderne Elektronik, die das ursprüngliche Design respektiert und zugleich die Vorteile heutiger Technologie nutzt.
